Arbeitslosigkeit: Freistaat in paradoxer Situation
Bild: Johannes Ross
Bürgergeld in Sachsen: Single-Haushalte, Alleinerziehende und 25- bis 55-Jährige besonders von Grundsicherung betroffen – Arbeitslosenquote bei 7%
Unter den Bürgergeldempfängern finden sich in Sachsen vor allem Single-Bedarfsgemeinschaften, Alleinerziehende und die Altersgruppe der 25-und 55-Jährigen wieder. Dies geht aus einer Kleinen Anfrage (Drucksache 8/3427) des stellv. Vorsitzenden und sozialpolitischen Sprechers der BSW-Fraktion Ronny Kupke hervor.
Abgefragt wurde der Anteil der Regelleistungsberechtigten und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten für den Zeitraum 2020 bis 2024 nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II): Im Jahr 2024 sind mit 37 Prozent der Regelleistungsberechtigten größtenteils Single-Haushalte betroffen, gefolgt von Alleinerziehenden mit 24,6 Prozent. Zudem sind laut Bundesagentur für Arbeit 46,6 Prozent der Regelleistungsberechtigten in der Alterskohorte zwischen 25 und 55 Jahren.
Es ergibt sich ein gemischtes Bild: Im dritten Jahr der Rezession sind in Sachsen im Juli 2025 fast 6.800 neue freie Stellen gemeldet worden, insgesamt bleiben 40.000 Arbeitsplätze im Freistaat damitunbesetzt. In Zeiten des sogenannten Fachkräftemangels sollte es also ein Leichtes sein, diese Stellen zu besetzen. Allerdings ging nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit die Anzahl der Arbeitsuchenden in Sachsen nicht zurück, sondern stieg um 5000 auf über 152.000 insgesamt. Damit liegt die Arbeitslosenquote mittlerweile bei 7 Prozent. Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion, rechnet laut DPA gar mit einem weiteren Anstieg.
Ronny Kupke bilanziert: »Der Freistaat Sachsen befindet sich in einer paradoxen Situation! Es bedarf endlich einer Reform des Arbeitslosengeldes, die den Fokus auf die Arbeitssuchenden und ihrer entsprechenden Qualifizierung bzw. Weiterbildung setzt. Hier muss die Landesregierung im Bund die Stimme erheben!«
Kupke weiter: »Diese müssen sich allerdings auch an den Bedarfen der Wirtschaft orientieren, zweckbefreite Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen nützen niemandem. Ähnliches gilt für Hochschulen und Ausbildungsplätze: Es gilt, die Akademisierung wieder auf ein gesundes Maß zu bringen und mehr Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen!«
»Das Bürgergeld darf nicht zur einträglichen Sackgasse verkommen! Es gilt, die arbeitsfähigen Bürger aus der Grundsicherung zu holen und in Arbeit zu bringen. Das heißt aber auch: Arbeit muss sich lohnen! Und hier muss die Politik, auf Bundes- wie auf Landesebene, entsprechende Grundlagen schaffen.«