100 Tage Merz
In der Kindererzählung „Jim Knopf & Lukas, der Lokomotivführer“ gibt es die Figur des Herrn Tur Tur. Dieser Mann, ein Scheinriese, lebt in der Wüste und ragt aus der Entfernung gesehen nahezu in den Himmel; je näher man ihm jedoch kommt, desto kleiner schrumpft er zusammen, bis schließlich ein kleiner, unbedeutender Mann vor einem steht, mit schwächlicher Stimme und noch schwächlicherem Gemüt.
Bild: Johannes Ross
Nach 100 Tagen schwarzroter Regierung und ebenso 100 Tagen Friedrich Merz kommt man ohne Übertreibung zu der Erkenntnis, dass Merz der kleinste 1,93 Meter große Mensch der Welt sein dürfte.
Nach dem bleiernen Interregnum irgendeines Olaf Scholz’, das man ebenso schnell vergessen hat wie der Ex-Kanzler seine Verwicklung im Cum-Ex-Steuerskandal, dachte man eigentlich, schlimmer könne es kaum kommen.
Mit großen Worten polterte Merz von der politischen Seitenlinie: unvergessen sein schneidiges Statement nach der Tragödie von Aschaffenburg, das bereits tags darauf in sich zusammenfiel wie die Carolabrücke. Und vergessen wir auch nicht seine Haltung zur Schuldenaufnahme, die kopf- wie sinnlose Aufrüstung und die gebrochenen Versprechen etwa bezüglich der Mütterrente, der Abschaffung des Heizungsgesetzes oder Senkung der Stromsteuer.
Seitdem der Sauerländer, immerhin der zehnte Kanzler der Bundesrepublik, im historischen zweiten Wahlgang dann inthronisiert wurde, wird man den Eindruck nicht los, dass bereits jetzt die Luft raus ist und diese Tränen-Koalition kein Jahr überleben dürfte.
Leere Versprechen pflastern den schwarzroten Weg, Deutschland geht nun in das dritte Jahr in Rezession. Die Konsequenzen sehen wir jeden Tag, und die Intensität steigt.
Friedrich der Große ging einst in die Geschichte Preußens ein, Friedrich der Kleine wird wahrscheinlich eine Randnotiz der deutschen Geschichte bleiben.